Zu den Aufgaben des Vereins RohstoffWissen! gehört es, die Bevölkerung sachlich und wissenschaftsbasiert über die oftmals komplizierten Zusammenhänge zwischen Rohstoffverbrauch, Rohstoffgewinnung, Transport und Recycling aufzuklären und so ein Rohstoffbewusstsein herbeizuführen. Das hat der 2018 gegründete Verein bisher mit mehreren großen Veranstaltungen in Berlin getan, aber auch mit mehrtägigen Reisen von Wissenschaftsjournalisten. Nun führte RohstoffWissen! zusammen mit dem Verein „Wissenschaftspressekonferenz“ (WPK) bereits zum dritten Mal eine Recherchereise durch, die Journalistinnen und Journalisten aller Couleur diesmal nach Thüringen führte. Eine erste derartige Reise besuchte im Oktober 2021 Produktionsstätten und Forschungseinrichtungen in Sachsen. Unter dem Motto „Erdgas aus – Erdwärme an“ informierten sich Wissenschaftsjournalisten dann im März 2023 über Geothermie und die Lithiumgewinnung im Oberrheingraben.
Die diesjährige Reise hatte den Titel „Sand, Kies, Gips, Kali, Salz und Co.“ und beleuchtete erneut die Situation der heimischen Rohstoffgewinnung mit viel Zeit für „Frage und Antwort“. Die insgesamt 15-köpfige Gruppe besuchte Ende Oktober 2025 – jeweils von Erfurt ausgehend – zunächst die K+B Kies und Beton GmbH am Alperstedter See. Dort erhielten die Teilnehmer Einblicke in die Gesamtsituation sowie über die Gewinnung und den Transport von Kies und seine Verwendungszwecke. Das Betriebsgelände konnte ausführlich besichtigt werden, einschließlich wieder nutzbar gemachter Flächen. Breiten Raum nahm die Diskussion über den Arten- und Biotopschutz sowohl in den Betriebsgeländen als auch in den Restflächen ehemaliger Steinbrüche ein. Neu für die Teilnehmer war eine Präsentation über die Nutzung des Seewassers zur Wärmegewinnung, der sogenannten Seethermie. Bevor jedoch die Wärmetauscher erfolgreich zum Einsatz kommen können, sind umfangreiche Voruntersuchungen notwendig, um sicherzustellen, dass die wenigen zur Verfügung stehenden Grade an Temperaturunterschieden auch wirklich genutzt werden können. Das schließt die Kenntnisse über die Temperaturverteilung im See, das Fließverhalten und die Beeinflussung durch Winde mit ein. Die Stadt Erfurt plant jedoch, einen Teil ihrer Fernwärme bald über Seethermie abdecken zu können.
Am zweiten Tag stand die Gipsgewinnung im Südharz auf dem Programm. Der Rohstoff Gips ist ein Paradebeispiel für die Zwickmühle, in der sich die heimische Rohstoffgewinnung befindet. Gips ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die Bauindustrie und viele andere Zwecke. Durch den Wegfall des REA-Gipses nach dem Ausstieg aus der Kohleverstromung (REA = Rauchgasentschwefelungsanlage) entsteht eine massive Versorgungslücke. Diese Lücke könnte problemlos durch Ausweitung der heimischen Produktion geschlossen werden. Doch gibt es erhebliche Proteste innerhalb der Bevölkerung gegen jegliche Erweiterung bestehender oder gar Genehmigung neuer Produktionsstätten. Ohne die Ausweitung der heimischen Produktion müsste man die dringend benötigten Gipsprodukte im Ausland teuer einkaufen, oftmals über lange Strecken (z. B. aus Spanien) transportieren und den Verlust der heimischen Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Kauf nehmen. Dieses Dilemma bei der Gewinnung von Gips ist symptomatisch für viele heimische Rohstoffunternehmen und wurde beim Besuch der CASEA GmbH in Ellrich ausführlich diskutiert. Eine Besichtigung der großen Aufbereitungsanlagen am Standort Ellrich schloss sich an. Wegen starken Regens kam es aber nicht zur „hautnahen“ Beobachtung einer Sprengung im fußläufig erreichbaren Steinbruch.
Am Abend berichtete Frau Dr. B. Winter über die Bemühungen der Südharz Kali GmbH (100 %-ige deutsche Tochtergesellschaft der australischen South Harz Potash Ltd.), in Thüringen ein neues Kalibergwerk zu errichten. Nach langen Jahren der Vorbereitungen von Explorations- bis zu Genehmigungsschritten ist nun jedoch eine Produktionsaufnahme in weite Ferne gerückt. Trotz großer Vorräte an Kali- und Magnesiumsalzen und trotz modernster Produktionsansätze (keine Halden) fehlt dem australischen Unternehmen die weitere Finanzierung.
Am Vormittag des letzten Tages stand ein Besuch der DEUSA International GmbH in Bleicherode auf dem Programm. Die Besonderheit dieses Unternehmens ist die Produktion und die Gewinnung diverser Salzprodukte durch Soleverfahren. Ausführlich wurden die theoretischen Grundlagen präsentiert und die Bohrstätten auf dem weitläufigen Gelände besichtigt.
Die Reise diente dazu, den Journalistinnen und Journalisten Gelegenheit zu bieten, sich vor Ort zu informieren, Hintergrundinformationen zu sammeln, Interviews zu führen und Aufnahmen zu machen. Die Teilnehmer deckten verschiedene Printmedien ab sowie Hörfunk und Fernsehen. RohstoffWissen! war mit Vorstandsmitgliedern vertreten und freute sich, die Situation der heimischen Rohstoffgewinnung aus den verschiedenen Perspektiven beleuchtet zu sehen. Besonderer Dank geht neben der WPK für die organisatorische Vorbereitung an die besuchten Unternehmen, die oftmals mit großem Aufgebot für Präsentationen, Führungen und Diskussionen zur Verfügung standen. Der Unternehmerverband Mineralische Baustoffe (UVMB) hat großen Anteil am Erfolg der knapp dreitägigen Reise, was von allen Teilnehmern besonders gewürdigt wurde. Ebenso der Einsatz des Verbandes Bergbau, Geologie und Umwelt (VBGU), Mitglied von RohstoffWissen!, ohne den diese Reise nicht möglich gewesen wäre.